Goldsuche in Australien

Zu Beginn der 1850er ist es die absolute Sensation: Australien, die Sträflingskolonie Großbritanniens, birgt eines der weltweit größten Vorkommen an Waschgold. Mit dieser Nachricht lockt der Kontinent Hunderttausende von Abenteurern aus der ganzen Welt an. Australien entwickelt sich zum Ort des Begehrens. In den 1850ern werden fast 1000 Tonnen Gold aus der Erde gewaschen. Sydney und Melbourne wachsen zu Metropolen heran.

Beginn der Goldsuche

Australien im Goldsucher-Fieber, ©NASA

1823 werden bei Bathurst (ca. 150km westlich von Sydney) die ersten Edelmetalle auf dem Kontinent der Verbannten entdeckt. Nach anfänglichen Bedenken seitens der Regierung vor möglichen Unruhen im Lande, setzt sie schließlich doch Prämien auf gefundene Goldlagerstätten aus. 50 Kilometer nordwestlich von dem allerersten Fundort, entdecken Goldsucher im April 1851 schließlich noch mehr Nuggets. Kurz darauf versuchen an die 4000 Schürfer in diesem Gebiet ihr Glück.
Ebenfalls 1851 wird zum ersten Mal in der Ebene von Ballarat (im Südosten Australiens, ca. 100km von Melbourne entfernt) Gold entdeckt.

Aus aller Welt sind ambitionierte Goldsucher unterwegs nach Australien, um in den verheißungsvollen Lagerstätten, von denen sie aus den Zeitungen erfahren haben, zu graben. Statt Schafen, die früher in der Ebene von Ballarat grasten, tragen jetzt ungefähr 5000 Abenteurer die Erde ab. Ohne Rücksicht auf mögliche Gefahren (einstürzende Schächte, Faulgase, Hitze, oder Wassereinbrüche), oder Rücksicht auf die Natur, gräbt man hier meist zu mehreren nach Gold. Zwar lässt sich bereits dicht unter der Oberfläche das leuchtende Edelmetall finden, allerdings befinden sich die größeren Mengen bis zu 60 Meter tief. Teamarbeit zählt sich also aus. Einer trägt im Schacht dass Erdreich ab, andere schaffen es nach oben und wieder die nächsten tragen es an einen Fluss um das Gold herauszuwaschen.

Die Lebensbedingungen der Goldsucher

Goldsucher in Australien, © Geological Survey 1904

Es wird gearbeitet und gelebt zwischen den vielen Erdlöchern. Tausende von Zelten sind zwischen den Schächten aufgestellt, in denen Baumstümpfe als Sitzmöglichkeiten und Kisten als Betten dienen. Anhand von Flaggen, die an den Zeltspitzen angebracht sind, erkennt man die Herkunft der Abenteurer, aber auch Institutionen wie Schmieden, Metzger, Mediziner und Gemischtwarenhändler finden sich zwischen den Goldsucherlagern. Viele Engländer, Schotten, Iren und auch Amerikaner haben die lange Reise angetreten um hier im Südosten Australiens reich zu werden.

Australien im Goldfieber

Zwei Brüder haben Anfang September 1851 das Glück auf eine Lehmschicht zu treffen, aus der sie insgesamt 22 Kilogramm Gold befördern. Diese Nachricht sorgt dafür, dass im ganzen Bundesstaat Victoria das Goldfieber seinen nächsten Höhepunkt erreicht. Polizeibeamte, Geistliche, Angestellte, Dienstboten quittieren ihren Dienst um rund um Ballarat Gold zu suchen. Herkunft und Rang in der Gesellschaft zählen letztendlich nicht mehr – die frühere Unterschicht kommt reich aus den Minen zurück und geben den Ton an.
Die Goldfelder entwickeln sich zum Lebensmittelpunkt ganzer Familien, die sich auf Dauer einrichten. Kaufleute bauen sich stabile Holzhäuser und es entstehen ganze Siedlungen mit Hotels und Theater.

Die staatliche Goldgräber-Gebühr

Doch auch der Gouverneur begreift was passiert und führt eine Gebühr für alle Goldgräber im Bundesstaat Victoria ein (egal ob sie letztendlich fündig werden, oder nicht). Für den Traum vom wertvollen Edelmetall muss man jetzt regelmäßig von einem staatlichen Aufseher, dem so genannten “Gold Commissioner”, eine Monatslizenz in Höhe von einem Pfund und zehn Schilling erwerben. Dann bekommt man einen Bereich, den so genannten Claim, zugeordnet auf denen man Schürfen darf.
Trotz Protesten, dass sie für eine Fläche von 2,5 Quadratmeter so viel Geld zahlen müssen, wohingegen Viehzüchter für eine um ein Vielfaches größere Weidefläche nur wenige Pfund zahlen, sind bis Dezember insgesamt 20.000 Goldsucher im Bundesstaat Victoria unterwegs.

Doch mit steigender Anzahl an Schürfern steigt auch die Zahl an unglaublich wertvollen Funden, die in Victoria gemacht werden, aber auch die Kriminalität. Die Korruption in den Camps wächst; Gewalttaten und Raube nehmen zu und der Ärger über Polizeiwillkür und Amtsmissbrauch steigt. Die Ordnungshüter kassieren Schmiergelder z.B. von Hoteliers und Restaurantbetreibern, damit diese legal Alkohol verkaufen dürfen (was eine extra Lizenz erfordert), fordern Auslösesummen für festgenommene Goldgräber die keine Lizenz zum Schürfen erworben hatten, “übersehen” gegen Gold Straftaten usw.

Der "Gold Fields Act"

Am 11. November 1854 wehrten sich die Goldgräber gegen die Willkür der Polizei und starten eine Gegenoffensive. Rund 10.000 Menschen versammeln sich und gründen die “Ballarat Reform League”. Unter der Führung des Walisers John Basson Humffray und fordern sie neben mehr Demokratie, die Abschaffung des Lizenzsystems und die Absetzung des Commissioner mit seinen Helfern.
Der Gouverneur in Melbourne lehnt die Forderungen ab und ordnet schärfere Kontrollen der Lizenzen an, woraufhin sich das Camp in Ballarat mit Waffen ausrüstet und viele Männer als Zeichen des Prostestes ihre Monatslizenzen verbrennen. Es herrscht eine Art Kriegszustand zwischen Polizei und Digger (Goldsuchern), der in der Nacht zum 3. Dezember 1854 seinen Höhepunkt findet:
296 Kavalleristen, Soldaten und Polizisten greifen die Aufständischen an, setzen Zelte und Hütten in Brand. Dabei sterben über 20 Goldgräber, 114 werden gefangen genommen und viele mehr verletzt.

Auch die Bürger in den Städten erfahren, was sich in dieser Dezembernacht zugetragen hat und demonstrieren für die Rechte der Goldgräber. Der öffentliche Druck ist groß.
13 Gefangene dieser Nacht, die wegen Hochverrats verurteilt werden sollen, werden von der Jury freigesprochen. Die Untersuchungskommission, die die Situation auf den Goldfeldern bewerten soll, empfiehlt in ihrem Bericht die Abschaffung des Lizenzsystems.

Und so tritt am 12. Juni 1855 der “Gold Fields Act” in Kraft, welcher besagt, dass sich die Digger einmalig anmelden und eine jährliche Gebühr in Höhe von einem Pfund zahlen müssen. Unter das “Miner’s Right” fällt auch das Recht der politischen Mitbestimmung.
Doch auch der Staat gewinnt: es wird ein Ausfuhrzoll auf Gold erhoben.

Die "Eureka Stockade"

Es heißt, dass diese eine Nacht, historisch bezeichnet als Eureka Stockade, der Beginn der Demokratie in Australien ist.
Bereits 1852 werden den vier Kolonien auf dem Fünften Kontinent das Recht auf eine neue, eigene Verfassung seitens des britischen Kolonialminister zugestanden. Die Krone behält sich nur noch ein Vetorecht in verschiedenen Bereichen vor. Bis 1856 treten in allen australischen Kolonien die neuen Verfassungen in Kraft. Auch das freie und gleiche Wahlrecht für Männer setzte sich Schritt für Schritt durch (das Frauenwahlrecht setzte sich nach weiteren 50 Jahren durch).

Ebenfalls 1856 erreicht die Goldsuche in Ballarat ihren Höchststand mit 28 Tonnen. Während der Zeit der großen Suche nach Gold verfünffachte sich der Bevölkerungsanteil im Bundesstaat Victoria. [1]

Goldvorkommen auf der Erde

Auch heute zählt Australien zu den begehrtesten und reichsten Plätzen der Welt, wenn es um das Goldvorkommen geht.
Ausgerüstet mit Metalldetektoren wollen immer noch viele Tausend Einheimische und Touristen ein bisschen Abenteuerluft schnuppern. [2]

Quellenangaben

[1] GEOEPOCHE, Dr. Ralf Berhorst, Lockruf des Goldes
[2] http://www.goldsucher.de/australienozeanien/historie/index.html

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© Junker Edelmetalle 2009
Autorin: M. Hümpfner