Standardspezifikation der Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium

An American National Standard

Um mit einem Produkt sinnvoll handeln zu können sind gewisse Normen und Richtmaße besonders in Hinblick auf die Qualität sehr hilfreich. Deshalb dienen Standards als Grundlage für den (inter-)nationalen Handel.

Ein weitverbreiteter Standard ist der ASTM, „An American National Standard“. Ursprünglich hieß die Vereinigung „American Society for Testing and Materials“, diese veröffentlichte technische Standards für Waren und Dienstleistungen. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Entwicklung von standardisierten Prüf- und Analyseverfahren. Die Anwendung der ASTM Standards erfolgt freiwillig, die einzige Ausnahme ist der öffentlich geförderte Bereich der USA.

Mittlerweise setzt sich der ASTM durch Mitglieder aus über 100 Ländern zusammen. Dazu zählen Hersteller, Anwender, Akademiker und Regierungen. Seit 2001 gibt es ASTM international. Der ASTM bringt jährlich ein Normen-Buch heraus, das Annual Book of ASTM Standards. Inzwischen sind schon 81 Bände erschienen (stand Mai 2010).

Standards

Bei einem Standard wird genau festgelegt, wie die einzelnen Edelmetalle zusammengesetzt sein dürfen und welche Art von Prozessen und Prüfmethoden verwendet werden sollen. Auch die Güteklassen, also die unterschiedlichen Reinheiten der Edelmetalle, sind genau geregelt.

Güteklassen

So ist die niedrigste Güteklasse von Gold z.B. das mit der Güte 99,5, was heißt, dass das verwendete Gold mindestens eine Feinheit von 995 Tausendstel aufweisen muss. Bei der höchsten Güte 99,995 muss die Feinheit des Goldes schon 999,95 Tausendstel aufweisen. Daneben gibt es bei Gold noch die Güten 99,95 und 99,99.

Ähnliches gilt für Silber, Platin und Palladium. Bei Silber gibt es die Güteklassen von 99,90% (auch „kommerzieller Barren“ genannt), 99,95% und 99,99%. Bei Platin sind es 99,95% und 99,99% und Palladium wird nur in einer Reinheit von 99,95% hergestellt.
Die chemische Zusammensetzung eines raffinierten Edelmetallbarrens mit einer Güte von 99,99% (Palladium 99,95%) sieht dabei beispielsweise folgendermaßen aus (siehe Tabelle):

Herstellungs-Prozess

Bei der Herstellung der Edelmetallbarren sollte ein Prozess gewählt werden, der gewährleistet, dass das entstehende Produkt auch den Anforderungen der Spezifikation genügt. Dies bedeutet, dass die Barren von einer Qualität sein müssen, die vom Markt auch angenommen und akzeptiert wird.

Kennzeichnung der Barren

Jeder hergestellte Edelmetallbarren, egal ob Gold, Silber, Platin oder Palladium, muss gekennzeichnet werden. Dabei sollen mindestens folgende Angaben auf dem Barren eingeprägt sein: die Materialbezeichnung (also Au, Ag, Pt oder Pb), die Güteklasse (es ist die geringste Feinheit anzugeben), desweiteren eine Los oder Schmelznummer, einer Barrennummer und das Gewicht. Bei der Gewichtsangabe von Gold, Platin und Palladium wird eine Genauigkeit von mindestens 0,001 Unzen (bzw. 0,03g) gefordert, bei Silber ist es nur 0,1 Unze.

Materialmängel und Probenentnahme

Um die Qualität des Material eines Edelmetallbarrens zu gewährleisten oder wenn es zu Materialbeanstandungen oder Materialmängeln gekommen ist, werden Proben entnommen. Es muss eine ausreichende Probenmenge für drei Analyseteile entnommen werden. Dabei sollte jeweils ein Probenteil für den Hersteller, einer für den Abnehmer und ein Teil für einen unabhängigen Dritten vorhanden sein. Die Probenentnahme erfolgt dabei entweder aus der Schmelze vor dem Gießen (z.B. Gold) oder später durch Anbohren des Barrens (z.B. Silber). Auch die jeweilige Form der entnommenen Probe ist häufig vorgeschrieben. Bei Silber werden Bohrproben aus sechs unterschiedlichen Barren entnommen, die Stellen an denen dabei gebohrt werden sollen, ist im Bild zu sehen.

Bei der anschließenden Probenanalyse werden gängige Verfahren aus dem Bereich der chemischen oder spektrographischen Analyse angewendet.

Solange ein Edelmetallmaterial die Anforderungen einer Spezifikation erfüllt, sollte es nicht ausgesondert werden, nur weil ein Defekt bei einem Produkt auftritt, in dem das Edelmetall verwendet wurde.

Organisationen für Standards

Neben der ASTM gibt es noch eine Reihe anderer Organisation, welche sich mit der Entwicklung von Normen befassen. Dazu gehören unter anderem das DIN – Deutsches Institut für Normung e.V., die ISO – International Organization for Standardization, oder das CEN – European Committee for Standardization, um nur einige bekannte Institutionen zu erwähnen.

In Deutschland ist z.B. auch die IHS GmbH ansässig, welche sich als „weltweit führenden Bereitsteller von Normen, Standards und technischen Informationen“ bezeichnet. Diese Gesellschaft bietet über 1 Million an Dokumenten von mehreren Hundert Organisationen aus aller Welt an. Die Normen und Dokumente kann man dort kaufen oder als Online-Abonnement erwerben.

Weiterführende Seiten:

Quellen:

Standard Specification for Refined Gold, ASTM, An American National Standard, Designation B 562-95, S.499 – 501
Standard Specification for Refined Silver, ASTM, An American National Standard, Designation B 413-97a, S.329 – 331
Standard Specification for Refined Platinum, ASTM, An American National Standard, Designation B 561-94, S.398 – 399
Standard Specification for Refined Palladium, ASTM, An American National Standard, Designation B 589-94, S.431 – 432

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© Junker Edelmetalle 2011
Autorin: Martina Mindt