Die Jagd nach Kolumbiens Heiligem Gold

Alle reden immer von der guten alten Zeit, überall auf der Welt. Früher war immer alles schöner. Bei näherer Betrachtung kann man darüber geteilter Meinung sein. Was war beispielsweise gut daran, dass die Spanier vor gut 500 Jahren über die Mittel- und Südamerikanischen Ländern hergefallen sind und derart konsequent und erfolgreich plünderten, wie es kein Pirat vorher oder nachher jemals geschafft hat? Peru wurde leergeräumt, in Mexiko hat man alles mitgenommen, was glänzte. Nur die kolumbianischen Ureinwohner konnten den spanischen Eroberern ein Schnippchen schlagen. Von Vorahnungen geplagt haben sie die Schätze kurzerhand vergraben.

Eichhörnchen wissen nach zehn Minuten nicht mehr, wo sie ihre Nüsse vergraben haben. Kein Wunder also, dass nach 500 Jahren kein Kolumbianer mehr weiß, wo er sein Gold vergraben hat. Wissenschaftler, Goldsucher und Abenteurer beginnen dabei nicht nur zu zittern, sie bekommen regelrecht Schüttelfrost vor Aufregung. Schließlich ist es überall im Land präsent, als Ausstellung am Flughafen, in Vitrinen staatlicher Gebäude, sogar ein Goldmuseum existiert im Land. Fest steht, dass im ganzen Land noch eine Menge goldiger Artikel darauf warten, ausgebuddelt zu werden.

Kolumbiens heiliges Gold

Das es dabei nicht nur um ein bisschen Kleingeld geht zeigt die Tatsache, dass schon mehrfach das Wasser des Guatavita-Sees abgelassen wurde, als hätte er einen Badewannen-Stöpsel. Man vermutete riesige Goldschätze, die die Indianer seinerzeit einfach in den See haben plumpsen lassen. Hatten Sie aber nicht, nur Schlick, Modder und tote Fische wurden gefunden. Die Fische waren keinesfalls die ersten Opfer des neuen Goldrausches in Kolumbien.

Kolumbien ist bis heute eine einzige riesige Goldlagerstätte. Die damaligen Bewohner des Landes verehrten Gold als Gottheit der Sonne, das beschützt werden musste. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte wurde die Bevölkerung gnadenlos ausgerottet, immer vor dem Hintergrund, Gold finden zu wollen. Der Erfolg war bescheiden, es wurde immer wieder Gold gefunden, teils durch Glück, teils durch Verrat. Dennoch liegen immer noch mehr als die Hälfte aller Schätze als Fabelwesen, Schmuck, Masken und anderen Verarbeitungen im staatlichen Untergrund.

Ein Goldrausch nach dem anderen ist seit Jahrhunderten über das Land gefegt und jeder hat Schneisen der Verwüstung hinterlassen. Glückliche Finder versoffen ihr Vermögen, zum Schluss reichte das Geld auch nicht mehr für eine neue Leber. Viele brachten sich gegenseitig um, andere starben einsam und verlassen, umgeben von Gold aber zu kraftlos, um einen Arzt aufzusuchen. Etliche wertvolle Kunstschätze gingen zu Bruch, eine Vielzahl wurde verschenkt und landete weltweit verstreut in den Museen. Manizales, die Großstadt, ist eines der wenigen Beispiele für positive Wirkungen der Goldgräbermentalität. Die Stadt verdankt dem Gold ihren Reichtum und ist heute eine Kaffeemetropole ersten Ranges.

1975 wurde an der karibischen Küste eine Stadt entdeckt, die bis heute noch nicht vollständig ausgegraben ist. In diesem Land sind eine Menge Löcher gebuddelt worden und warten auf ihre Entdeckung, jedes entdeckte Loch weckt Begehrlichkeiten. 1992 tauchte ein Traktor bei der Ernte einfach ab. Tausende Schatzjäger sprangen dem Traktor hinterher und schleppten vier Tonnen Gold weg, der Traktor liegt immer noch dort, den wollte niemand. Beim Fund von über tausend Gräbern in Bogota beeilten sich die Behörden zu behaupten, nicht einmal ein Körnchen Gold befände sich in einem der Gräber. Das war gelogen, aber für dieses eine Mal hilfreich. Da zwischenzeitlich die Lüge bekannt wurde, dürfte der Trick beim nächsten Mal nicht mehr funktionieren.

Die Jagd nach dem Gold treibt immer kuriosere Blüten: Phantomlichter, Legenden, Schamanen, rasselnde Ketten, Visionen, nichts bleibt unversucht und unbemüht, um an die Schätze zu gelangen.

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Redaktion Junker Edelmetalle