Prähistorische Probiersteine in Frankreich

In Anlehnung an den Artikel „A Prehistoric Touchstone from France“ von Christiane Eluère, Gold Bulletin, 1986, 19 2;
zusammenfassende (freie) Übersetzung: Martina Mindt

Der folgende Artikel zeigt, dass man schon vor weit mehr als 2500 Jahren in der Lage war mit Hilfe von Probiersteinen den Goldgehalt von Schmuck- und Gebrauchsgegenständen festzustellen. Auch heute kommt diese uralte Methode noch täglich zum Einsatz, da es sich dabei um ein sehr schnelles und dennoch genaues Verfahren handelt.

Probiersteine dienen dazu, schnelle Proben von Goldgegenständen zu nehmen. Dabei wird ein wenig von der Oberfläche des zu bestimmenden Gegenstandes auf einen Probierstein abgerieben. Anschließend lässt sich mit Säure in verschiedenen Stärken prüfen, ob das abgeriebene Gold löslich ist. Sobald das Gold von der stärksten verwendeten Säure nicht löslich ist, der Strich also stehen bleibt, kann man auf den Goldgehalt des Gegenstandes schließen. Mit dieser Methode lässt sich der Goldgehalt mit einer großen Genauigkeit bestimmen (auf 10-20 / 1000).

Eluère schreibt in ihrem Artikle, dass in den 70er Jahren bei Ausgrabungen in der Nähe von Compiègne (Choisy-au-Bac), nördlich von Paris, eine Siedlung aus der Späten Bronzezeit beziehungsweise der Frühen Eisenzeit entdeckt wurde. Dabei kamen auch eine Vielzahl von Arbeiten aus Bronze und Eisen zum Vorschein. Zu den Fundstücken zählten unter anderem ein Prüfstein, ein kleiner Goldbarren und ein Goldring. Die Gegenstände konnten auf Ende des 8.Jh. v.Chr. datiert werden, was der Späten Bronzezeit entspricht.

Auf großes Interesse stieß dabei der Fund eines schwarzen Kieselschiefersteins (Phtanit) mit feinen Goldspuren auf den flachen Seiten. Also ein Hinweis darauf, dass schon in der Späten Bronzezeit Gold-Prüfsteine zum Einsatz kamen. Typischerweise sind Phtanite in der Bretagne und der Normandie in Gesteinsschichten aus dem Präkambrium zu finden. Auch Form und Beschaffenheit des Steins lassen, laut Eluère, darauf schließen, dass es sich um einen Probierstein handelt. Durch Analysemethoden, wie der Röntgenfluoreszenz, konnte das Gold auf dem Stein nachgewiesen werden, auch der Goldgehalt lies sich dabei feststellen. Es ist insbesondere sehr hilfreich den genauen Goldgehalt zu kennen, da damit auch Aussagen über das Alter des Fundstücks gemacht werden können. Die Reinheit des Goldes ist nämlich abhängig vom Entwicklungsstand der Raffineriemethoden.

Der Fund, so Eluère, der drei Gegenstände in Choisy-au-Bac lässt darauf schließen, dass sich in dieser Gegend eine Goldschmiedewerkstatt befand. Weiter Suchen nach historischen Probiersteinen in Frankreich führten unter anderem zum Fund eines braun-grünen Steins mit Goldmarkierungen, in Südfrankreich (La Baume Latrone), dessen Alter ungefähr auf das frühe 2. Jh. v.Chr. geschätzt wird. Es wurden wohl im Pariser Raum noch weitere Steine gefunden, doch leider fehlt bei diesen eine genaue Zuordnung.

Eluère meint, die Mutmaßung, dass in Europa bereits in Prähistorischen Zeiten Probiersteine zum Einsatz kamen wird unterstützt durch den Fund von keilförmigen Artefakten mit Goldspuren im Süden Skandinaviens.
Auch im Louvre, in der Abteilung für orientalische Antiquitäten, befinden sich einige „Probiersteine“.

Dabei handelt es sich jedoch, laut Eluère, um Hämatite mit Prüfsteinen ähnlicher Form und um einen Black Pepple , der aber wahrscheinlich eher als Polier- bzw. Schleifsteine benutzt wurde, da keine Goldrückstände auf der Oberfläche festgestellt werden konnten.

Auch kann Eluère leider nicht genau sagen, ob bei den früheren Probiermethoden mit Säure getestet wurde, wie es heute üblich ist, oder ob die Reinheit anhand der Farbe beurteilt wurde. Es gibt nämlich beide Testmöglichkeiten, wobei heute nur noch der Säuretest gängig ist. Eine ausführliche Beschreibung des Säuretests finden Sie hier

Der Artikel über den Fund des Prüfsteins in Choisy-au-Bac zeigt jedoch, dass die Probierkunde von Gold im 8. Jh. v.Chr. in Frankreich bereits Verwendung fand, auch wenn die genauen Prüfmethoden von damals nicht bekannt sind. Und der Phtanit ist auch heute noch ein typisches Material für Probiersteine. Prüfsteine, die auf die Zeit vor dem 1. Jh. v.Chr. datiert werden können sind zudem äußerst selten.

Zum Originalartikel in englischer Sprache, mit weitern interessanten Bildern kommen sie hier

Quelle:
1 Eluère Christiane, A Prehistoric Touchstone from France; Gold Bull., 1986, 19,