Auf den Spuren von Medeas Gold

Auf den Spuren des Volkes der Kolcher reisten der Journalist Olaf Tarmas und die Fotografin Odile Hain im Sommer 2007 einen Monat lang durch Georgien. Sie begleiteten eine deutsch- georgische Expedition unter der Leitung des Archäometallurge Andreas Hauptmann bei ihrer Suche nach Gold und der Wahrheit über die Legende des “Goldenen Vlies” in die Bergwelt Swanetiens.

Das Reich der Kolchis

Kolchis, reich an Gold und weiteren Bodenschätzen © Andrew Andersen

Das antike Reich der Kolchis erstreckte sich über die westlich Küstenregion des heutigen Georgiens und prägte dort vorwiegend das 8. Jahrhundert v. Chr.. Durch seine Bodenschätze und die günstige Lage entwickelte sich das Land zu einem reichen Handelszentrum und einer militärisch starken Macht. Doch im 4. Jahrhundert v. Chr. konnten sie den Angriffen rivalisierender Völker nicht mehr standhalten und das Land wurde eingenommen.

In seiner Blütezeit wurden auch die Griechen auf Kolchis aufmerksam.
Nach einem alten Märchen zufolge, zogen die Argonauten unter der Führung von Jason in das Reich am Schwarzen Meer um in der Stadt Kolchis das “Goldene Vlies”, ein mit magischen Kräften ausgestattetes Widderfell, zu rauben. Unterstützung bekamen sie dabei von der verliebten Tochter des Königs von Kolchis, Madea, die Jason mit zauber- und heilkundigen Kräften dabei half den Bewacher des Fells, einen Drachen, zu überlisten. Anschließend flohen sie mit dem “Goldenen Vlies” und einigem Gold vor dem tobenden Vater Madeas’.

Bis heute suchen Archäologen nach den Quellen des Goldes von Kolchis.

Der römische Chronist und Geograf Strabon, welcher 63 v. Chr.- 23 n. Chr. lebte, versuchte bereits die Geschichte mit historischen Tatsachen zu vergleichen. Als wahr empfand er dabei die Gier der Griechen, die zu dieser Zeit mehrere Beutezüge rund um das Schwarze Meer tätigten. Auch Handel wurde zwischen Griechen und Kolcher mit Metallen, Gold, Schwertern und Äxten betrieben. Den Zug der Argonauten fand, nach Erkenntnissen verschiedener Forscher, um 1400 v. Chr. statt.

Ende des 19. Jahrhundert belegte Funde naher der Küste einen wahren Kern der Sage. In einem Hügel, nahe dem Örtchen Vani, fand ein Forscherteam Überreste einer alten kolchischen Tempelstadt aus der Zeit zwischen dem 8. bis 1. Jahrhundert v. Chr. mit Opferstätten, Altären und reich ausgestatteten Gräbern. Sie entdeckten goldene Kultgegenstände, Waffen, Schmuck, und Geschmeide, auf hohem handwerklichem Niveau gefertigt.
Woher das hochwertige Gold stammt ist unklar.

Eine Möglichkeit ist die abgelegene Bergregion Swanetien, im Nordwesten Georgiens. Sie diente im Kriegsfall als Rückzugsmöglichkeit für die Könige und deren Wertgegenstände.

Das Goldene Vlies

Das Goldene Vlies

Den Ort suchten die Goldwäscher vor allem im Frühjahr auf, wenn das Schmelzwasser von den Bergen rinnt. Mit Schaffellen ausgekleidete Holzrinnen werden in die Zuflüsse des Enguri gehängt, in deren Wolle sich Goldpartikel verfingen. Auf diese Technik, so wird vermutet, geht die Sage des “Goldenen Vlies” zurück.

Dieser Theorie geht die deutsch- georgische Expedition um Andreas Hauptmann wissenschaftlich nach. Die aus den Zuflüssen gewonnenen Goldproben sollen einer vergleichenden Isotopenanalyse mit dem Schmuck aus Vani unterzogen werden.
Da die in der Antike reichen Goldvorkommen beinahe erschöpft sind braucht es Ortskundige, die den Forschern bei der Suche nach Waschgold helfen. Am letzten Tag ihrer Expedition finden sie Goldnuggets.

Doch das Waschgold ist nicht die einzige Spur, die Andreas Hauptmann untersuchen will. 2004 hatte er mit seinem Kollegen Thomas Stöllner in Sakdrissi, einem Ort rund 50km südwestlich der georgischen Hauptstadt Tiflis, eine alte Goldmine entdeckt. Es ist mit 3000 v. Chr. das älteste bekannte Goldbergwerk der Welt, die es auf der Suche nach Medeas Gold genauer zu inspizieren gilt.
Unter Projektleiterin Irine Gambaschidze wurde die entdeckte Mine und deren Umgebung zu einer archäologischen Ausgrabungsstätte ausgebaut; zur Erkundung der technisch und gesellschaftlich weit entwickelten Kura- Arax- Kultur.

Goldsucher damals mussten, den labyrinthartigen Gängen Untertagewerk nach, den Erzadern im Gestein gefolgt sein. Als Werkzeug verwendeten sie Faustschlägel und Äxte aus Stein.
Andreas Hauptmann und sein Team nehmen auch von hier Goldproben mit nach Deutschland.
Diese, zusammen mit den Funden aus den Flüssen werden an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe- Universität und der Ruhruniversität Bochum mittels Massenspektrometer verglichen und unterschieden. Denn Gold kommt nie in reiner Form vor. Es enthält neben Isotopen auch Elemente wie Blei, Kupfer oder Zink und kann je nach Zusammensetzung charakterisiert und entsprechenden Regionen zugeordnet werden. So hinterlässt jedes Gold sozusagen seinen eigenen Fingerabdruck.
Es gilt die Proben mit den antiken Artefakten zu vergleichen.

Quellenangaben

Olaf Tarmas: “Auf den Spuren von Medeas Gold“, epoc, 03/2008, S. 58 – 65

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© Junker Edelmetalle 2009
Autorin: M. Hümpfner